Vollblut-Feuerwehrmann Herbert Maurus geht in „Feuerwehr-Rente“
Es war eine große Überraschung für den scheidenden Feuerwehrmann Herbert Maurus. Mit einem Festmarsch zogen rund 200 Angehörige der umliegenden Feuerwehren zu Maurus in die Kocheler Straße. Er selbst wusste von nichts. Unter einem Vorwand hielt ihn seine Frau Monika zuhause. Unter den Überraschungsehrengästen fand man nicht nur den 1. Bürgermeister Rolf Beuting, sondern auch den Landtagsabgeordneten Harald Kühn und den 2. Landrat Dr. Michael Rapp, beide ehemalige Bürgermeister von Murnau. Aus allen Wolken fiel Maurus, als er bemerkte, was ihm geschieht. „Ich dachte, wir gehen mit der Familie jetzt dann zum Essen“, berichtet Maurus. So setzte sich der Verabschiedungszug samt Maurus und seiner Frau Moni bei Schneegestöber in Bewegung. Durch den Untermarkt, über die Pfarrstraße hin zum Viehmarktplatz, vorneweg das Jugendblasorchester, dahinter die Fahnenabordnungen und die Gäste. Im Feuerwehrhaus angekommen, begann die Verabschiedung von „Grisu“. 1. Kommandant Florian Krammer, sowie die Ehrengäste würdigten in ihren Ansprachen die Verdienste von Maurus. Beuting betonte: „Der Gemeinderat und ich haben entschieden, dass Herbert Maurus den Ehrenamtspreis 2023 der Marktgemeinde Murnau erhält“. Von der Feuerwehr folgten als Andenken sein alter Feuerwehrhelm und ein Gutschein für die Therme Erding. Das Jugendblasorchester spielte für Maurus zum Abschied zwei Musikstücke.
1975 fasste Herbert Maurus den Entschluss der Freiwilligen Feuerwehr Murnau beizutreten. Dort war seinerzeit eine Infoveranstaltung, bei der sich Interessierte über das Feuerwehrwesen der Marktgemeinde schlau machen konnten. Maurus unterschieb seinen Mitgliedsantrag und blieb treues Mitglied bis zu seiner „Feuerwehr-Rente“, mit Vollendung des 65. Lebensjahres. Er legte eine Karriere wie im Bilderbuch hin.
Kreisbrandrat Johann Eitzenberger: „Kreisbandinspektor Herbert Maurus ist mit seinem jahrzehntelangen herausragenden Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Murnau und der Kreisbrandinspektion Garmisch-Partenkirchen ein großes Vorbild und Musterbeispiel für Pflichtbewusstsein und jederzeitige Einsatzbereitschaft!“
„Mein damaliger Kommandant war Erwin Müller, er sagte: da ist deine Schutzkleidung, das ist dein Ausbilder und los geht’s. Große Ausbildungsvorschriften gab es damals nicht “, erzählt Maurus. Unter den Zugführern Fritz Heller und Willi Herbst erlernte Herbert Maurus die Arbeit eines Feuerwehrmannes. Maurus: „Ich wollte damals einer Hilfsorganisation beitreten, um anderen zu helfen, deshalb bin ich dann zur Feuerwehr“. Ihm wurde der Spitzname „Grisu“ gegeben, da er immer wieder bei Beförderungen vergessen wurde. Zu seiner Zeit gab es noch keine Computer und automatische Erinnerungen für Beförderungen. „Auf einmal hat es aber geklappt, ich wurde von null zum Löschmeister ernannt“, schmunzelt Maurus.
Er absolvierte die Ausbildungen zum Atemschutzgeräteträger, für Maschinisten und zum Bootsführer, besuchte den Lehrgang für die Drehleiter DL-18 (mittlerweile als Oldtimer geführt). Als er mit 17 Jahren zur Feuerwehr ging, wusste er nicht, dass er eines Tages selbst die Feuerwehr führen wird. Zwei Jahre lang war er in der Funktion des 2. Kommandanten, danach übernahm er für 18 Jahre die Position als 1. Kommandant in der Marktgemeinde.
1. Kommandant Florian Krammer: „Herbert ist ein Vollblutfeuerwehrmann und Vorbild, auf ihn kann man sich immer zu 1000 Prozent verlassen.“
Maurus erinnert sich: „Damals als ich angefangen habe, gab es die ersten hydraulischen Rettungsscheren und Rettungsspreizer. Wenn ein Unfall reinkam, dann mussten wir den Rettungssatz erst einmal auf ein Fahrzeug laden, um ihn an die Einsatzstelle zu bekommen. So schwer, dass man gleich mehrere Männer benötigte. Heute alles undenkbar.“
Auf Empfehlung von Fritz Heller kam der Herbert Maurus in die Kreisbrandinspektion, unter dem damaligen Kreisbrandrat Ludwig Graf. Dieser ernannte ihn 1992 zum Kreisbrandmeister für die Jugendfeuerwehren im Landkreis. 1996 wechselte Maurus als Kreisbrandmeister in das Fachgebiet „Funk“, dass er bis zu seinem Ausscheiden fortführte. Als Georg Wagner 2017, im Alter von nur 64 Jahren unerwartet verstarb, übernahm Herbert Maurus dessen Funktion als Kreisbandinspektor.
Herbert Maurus: „Es gab immer einen super Zusammenhalt in der Kameradschaft. Man konnte sich immer auf jeden verlassen. Ich erinnere mich daran, früher war das Feuerwehrgerätehaus noch im Schlosshof untergebracht. Nach meinen 48 Jahren Dienstzeit hat nun auch das jetzige Gerätehaus am Viehmarktplatz ausgedient.“
Zu seiner Anfangszeit rückte man rund 20-mal im Jahr aus. Heutzutage hat die Feuerwehr Murnau fast 250 Einsätze pro Jahr. „Das ist schon eine Belastung für das Ehrenamt“, berichtet Maurus.
In seiner Dienstzeit hat Herbert Maurus einige Auszeichnungen erhalten. Ihm wurde von der Marktgemeinde die Murnauer Bürgermedaille verliehen. Der Feuerwehr Landesverband ehrte Maurus mit dem Bayerischen Feuerwehr Kreuz in Gold. Vom Innenministerium erhielt er 2017 die höchste Auszeichnung, Maurus wurde das Feuerwehr Steckkreuz verliehen. In der Murnauer Feuerwehr wurde er zum Ehrenkommandant ernannt. Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker, der als Praktiker bekannt ist, kann auf eine grandiose Karriere im Feuerwehrwesen zurückblicken.
Am 26. November 2023 endete die aktive Dienstzeit für „Grisu“. Bis dahin arbeitete er seinen Nachfolger Andreas Weiß aus Uffing in seiner Funktion als Kreisbrandinspektor ein.
Kreisbrandinspektor Andreas Weiß: „Herbert Maurus ist ein Vollblutfeuerwehrmann, der pragmatisch und mit vollem Engagement die Feuerwehr lebt. Vor allem ist er aber ein hervorragender Kamerad und auch Vorbild für viele Feuerwehrkameraden, der das Herz am richtigen Fleck hat.“
Maurus hat für seine neu gewonnene Freizeit bereits vorgesorgt, er und seine Frau Moni haben sich E-Bikes gekauft. „Jetzt stehen gemeinsame Aktivitäten vorne an. Ich danke meiner Frau, ohne ihr Verständnis und ihren Rückhalt wäre alles nicht möglich gewesen. Urlaube wurden kurz und knapp gehalten, als Kommandant und als Kreisbrandinspektor muss man immer in Bereitschaft sein. Ich stellte immer das Ehrenamt vor meine privaten Bedürfnisse. Vielleicht fange ich jetzt wieder das Fischen an, dafür hatte ich keine Zeit mehr“, so Maurus.
Von seinen Kameraden und Gästen wurde Herbert Maurus mit Standing Ovation verabschiedet.
Text / Fotos / Videos Copyright: Dominik Bartl/MedienPics.de